Sebastian Lucius
22.11.1781 | Sebastian Lucius wurde als elftes Kind von Johann Anton Lucius und seiner Ehefrau Clara Elisabeth in Erfurt geboren. Er war Mitglied der seit 1693 in Erfurt nachweisbaren und angesehenen Familie Lucius. |
1797 | Sebastian Lucius begann eine kaufmännische Lehre bei einem seiner Brüder in Höchst a. Main. Er vertiefte dort seine Sprachstudien und erlernte die eingeführte doppelte italienische Buchführung. |
1799 | Lucius kehrte nach Erfurt zurück und stieg in die Firma seines Vaters ein, der einen Handel mit Strick- und Baumwollwaren betrieb. |
1810 | Sein Vater Johann Anton Lucius (1742-1810), Begründer der Firma für Strick- und Baumwollwaren (Lange Brücke 57/58), hinterließ seinem Sohn Sebastian Lucius das Geschäft, der eine Geschäftserweiterung anstrebte. Sebastian Lucius wird als Seele des Geschäftes beschrieben. |
Mit seinen 20 Jahren gelang es ihm mit unermüdlichem Fleiß, das Geschäft zu ordnen und zu öffentlichem Ansehen zu verhelfen. Schnell schwang er sich vom kleinen Händler in die Reihe der ersten Kaufleute der Stadt empor. Durch unermüdlichen Fleiß, zäheste Arbeitskraft und mit außerordentlichem kaufmännischem Weitblick führte er die Firma zu hoher Blüte. | |
1814 | Das kleine Haus an der Langen Brücke reichte nicht mehr aus. Es wurde mit dem stattlicheren »Haus zum güldenen Hecht« (jetzt Anger 38) ausgetauscht, welches später noch mit dem angrenzenden Dacherödschen Haus zum »Haus zum großen und neuen Schiff« (jetzt Anger 37) verbunden wurde. |
02.03.1815 | Sebastian Lucius heiratete Marianne Hebel. Aus dieser Ehe gingen elf Kinder hervor. |
1815 | Um die Produktion auf eine industrielle Basis stellen zu können, erwarb er das Spinnerei- und Weberei-Areal des Fabrikanten Liebich zwischen Pilse und Junkersand. Er errichtete darin eine Ginghamfabrik, die er jedoch zu seiner Entlastung 1837 einem Neffen übergab. Er unterhielt eine Färberei, in der die zum Verweben bestimmten Garne gefärbt wurden. Die Firma produzierte hauptsächlich Mützen und Strümpfe und beschäftigte bald 1000 Arbeiter, die meistens im Hausgewerbe in den Landgemeinen tätig waren. |
Die wichtigsten Zweige waren im 19. Jahrhundert die der Tuch-, Band- und Strumpfwaren.An der Spitze des immer mehr in kapitalistischen Bahnen verlaufenden Gewerbes und Handels stand 1804 die „Kaufmannschaft“, die unter Regierung und Magistrat auf das wirtschaftliche Leben Einfluss nahm. Ihr gehörte unter anderem der Textilfabrikant Sebastian Lucius an. Er war Delegierter bei der Versammlung deutscher Kaufleute und Fabrikanten. | |
1818 | Lucius erweiterte sein Wissen durch Reisen nach Hamburg und Bremen. |
Durch den Besuch der bedeutendsten Messen in Leipzig, Frankfurt a. M., Kassel, Offenbach und Braunschweig, vor allem aber auch durch mehrere Reisen nach England, den Hansestädten und nach Österreich, Holland, Italien, Belgien, Schweiz erweiterte und festigte er seine regen geschäftlichen Beziehungen. | |
Sein erfolgreiches Wirken fand durch Verleihung des Titels preußischer Kommerzienrat Anerkennung. | |
1825-1833 | Die Reisen nach England (London, Liverpool, Manchester) dienten ihm auch dazu, den kapitalistischen Fortschritt und dessen Ursprungsland England zu studieren. Er stand technischen Neuerungen aufgeschlossen gegenüber. |
1842 | Aufstellung der ersten Dampfmaschine auf Initiative der „Kaufmannschaft“. |
1844 | Dem Antrag der Erfurter Kaufmannschaft zur Errichtung einer Handelskammer wurde stattgegeben. |
März 1845 | Erstmalig wurde eine Wahl der Handelskammer Erfurt durchgeführt. Zu seinen Mitgliedern zählte u.a. Sebastian Lucius. |
April 1845 | Sebastian Lucius wurde in den Vorsitz der Erfurter Handelskammer gewählt, den er 12 Jahre bis 1857 innehatte. Themen damaliger Sitzungen waren u.a. die Vereinheitlichung von Maßen, Münzen und Gewichten, Chaussee- und Eisenbahnnetzbau und die Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes. |
1843/1847 | Sein soziales Engagement zeigte sich mehrere Male in Zeiten großer Teuerung. Er kaufte in großen Mengen ausländisches Getreide, welches er weit unter dem Marktpreis verkaufen ließ. Er verteilte unentgeltlich Brot an die Bedürftigsten der Stadt. Auch sorgte er in Notstandszeiten großzügig für seine Heimarbeiter. |
1853 | Es erfolgte die Gründung der „Thuringia Eisenbahn- und Allgemeine Rückversicherungsgesellschaft“ in Erfurt. Die Versicherungsgesellschaft „Thuringia“ galt als erster praktizierender Unfallversicherer Deutschlands und gleichzeitig als erster deutscher Kompositversicherer. Sie bot als erstes deutsches Versicherungsunternehmen mehrere Sparten an. An der Gründung beteiligt waren verschiedene Banken und neben anderen Kaufleuten auch der Fabrikant Sebastian Lucius. |
1856 | Zur Errichtung des Katholischen Krankenhauses (1857) schenkte Kommerzienrat Lucius der Stadt Erfurt über die Hälfte seines Grundstückes und begründete die jetzt noch bestehende Lucius-Hebel-Stiftung zur Aufnahme alter, rechtschaffener katholischer Einwohner der Stadt Erfurt. |
18.09.1857 | Sebastian Lucius verstarb nach einem erfüllten Leben auf seinem Gut Kleinballhausen. Er wurde auf dem Krämpferfriedhof beigesetzt und 1902 auf den Südfriedhof in Erfurt überführt. |
Von seinen Nachkommen verdienen drei Söhne besondere Erwähnung: Dr. Eugen Lucius, Chemiker und Mitbegründer der „Höchst Farbenwerke“, Ferdinand Lucius, späterer Inhaber der Garngroßhandlung und Mitglied des Reichstages und des Abgeordnetenhauses sowie Robert Lucius, Freiherr von Ballhausen, preußischer Landwirtschaftsminister und Freund Bismarcks. |
Sein Wahlspruch/Devise:
NON DOMIRE – niemals schlafen